Beim Folgenden handelt es sich im Wesentlichen um eine Zusammenfassung des Webinars „Kommunikation mit Ernteteilenden – Haltung und Bewusstseinswandel“ unter der Leitung von Heike Pourian im Dezember 2024.
Die Ausgangssituation ist, dass nicht nur potentielle Ernteteiler sondern nicht selten auch solche, die schon länger Teil einer Gelawi sind, sich des Prinzips und transformatorischen Potentials von Gelawi nicht voll bewusst sind. Daher braucht es Engagement und Geduld, damit die dadurch aufkommenden Fragen, Widersprüche und Konflikte sich auflösen dürfen.
Grundsätzlich lassen sie sich alle darauf zurückführen, dass in Gelawis zwei Narrative oder Paradigmen aufeinandertreffen, nämlich die gewohnte kapitalistische ausbeuterische Tauschlogik des Anthropozäns und die sie ablösen wollende Logik des Teilens und der Fürsorge – füreinander, für den Boden und für alles nichtmenschliche Leben. Siehe dazu „Paradigmenwechsel“ von Heike Pourian auf YouTube.
Konkrete Situationen:
„Ich habe mir mehr erwartet. Mein Anteil ist zu klein.“
Wer das sagt oder denkt, vergleicht sehr wahrscheinlich seinen Anteil mit dessen marktüblichen Preis, will möglichst viel für sein Geld bekommen und fordert indirekt dazu auf, mehr und möglichst viel aus dem Boden zu holen. Gelawis beuten jedoch den Boden nicht aus. Meist stellen sie ihn sogar wieder her und holen ganz bewusst nicht alles aus dem Boden, was geht. Der einzelne Anteil entspricht dem, was der Boden allen gibt, ohne dass ihm Gewalt angetan wurde.
„Mein Anteil ist zu groß für mich. Ich habe weder Lust noch Zeit, das alles zu verkochen.“
Wie wäre es mit freier Entnahme statt fixer Anteile? Jeder nach seinen Fähigkeiten, jedem nach seinen Bedürfnissen. Außerdem macht es Sinn, statt an z.B. Greenpeace zu spenden, einen Gelawi-Anteil zu zeichnen, um zur Erhaltung und Regeneration unserer Lebensgrundlagen beizutragen, selbst wenn man kein Gemüse braucht.
„Das Gemüse sieht aber komisch aus, so klein und schrumpelig.“
Wer das sagt, hält das Aussehen von Supermarkt-Gemüse für normal und bedenkt nicht, wie es produziert wird und wie viel einfach aussortiert und vernichtet wird, weil es nicht der ästhetischen Norm entspricht.
Gelawi-Gemüse schmeckt und nährt, auch wenn Aussehen und Qualität schwanken je nach den wechselnden natürlichen Gegebenheiten. Es ist wie es ist, zum Sein und nicht zum Schein.
„Was tun, wenn Mitglieder nicht bereit sind, unterschiedlich hohe Beiträge zu leisten? Wie groß dürfen die Unterschiede sein?“
Solidarische Landwirtschaft bedeutet auch Solidarität der Teilnehmer untereinander, dass also Beiträge zumindest ansatzweise die realen Einkommens- und Vermögensunterschiede abbilden, die heute – wenn auch nicht unbedingt in Gelawis – groteske Ausmaße angenommen haben. Heike hat in ihrer Gelawi den Faktor 10 (einkommensstärkste Mitglieder zahlen zehnmal mehr als einkommensschwächste) eingeführt, jedoch auch schon Bieterrunden mit dem Faktor 82 erlebt.
„Wie lässt sich das Engagement der Ernteteiler fördern?“
Dafür braucht es Begegnungen, Geschichten, gemeinsame Aktionen, die Würdigung der Bedeutung des Einzelnen und seiner Haltung für das Ganze. Das gewohnte „Geld gegen Ware“ verpflichtet zu nichts. Gelawis hingegen wachsen von innen, wie die Liebe und die Zwiebel.